06.08.2021
Berlin Alexanderplatz

Die Neuverfilmung von Alfred Döblins literarischem Klassiker erzählt die Geschichte des jungen Geflüchteten Francis, der nach Berlin kommt, um dort ein neues Leben in Würde zu beginnen. Als er sich aber mit dem Kriminellen Reinhold einlässt, gerät er schnell in einen Strudel aus Verbrechen und Gewalt.
Trotz seiner Härte wirkt BERLIN ALEXANDERPLATZ jedoch nicht wie ein hartes Sozialdrama, sondern hat auch etwas Mythisches und sogar Träumerisches. Er schafft einen eigenen Kosmos und ist doch eine sinngetreue Umsetzung der großen literarischen Vorlage. Ein packendes filmisches Meisterwerk.
13.08.
Und der Zukunft zugewandt

DDR, 1952. Die Absprache ist unmissverständlich. Antonia Berger und ihre Tochter erhalten ein Dach über dem Kopf, die schwerkranke Tochter wird ärztlich versorgt, Antonia bekommt eine neue Anstellung. Alles, was sie dafür tun müssen, ist schweigen. Schweigen darüber, dass sie – wie viele andere Menschen – in der Sowjetunion als Gefangene der Regierung in Lagern untergebracht waren. Dass sie zur Zwangsarbeit benutzt wurden. Dass Antonias Mann erschossen wurde. Von den eigenen Parteigenossen. Das alles darf niemand in dem gerade erst „erblühenden“ kommunistischen Staat hören. Denn hier soll alles anders werden. Der Film ist nicht nur spannendes und differenziert erzähltes Geschichtskino, sondern auch ein bewegendes Drama, das durch seine brillanten Darsteller und seine kluge Inszenierung überzeugt.
20.08. bis 27.08.
Wittenborner Sommerfilmfest
GUTEN ABEND, DU SCHÖNE.
20.08.
Nur eine Frau
Der Film zeichnet das Schicksal der Deutschtürkin Hatun Aynur Sürücü nach, ihren Kampf um ein freies, selbstbestimmtes Leben gegen den Widerstand der Familie. Ihre Brüder wollen ihren Lebensstil nicht akzeptieren, immer massiver wird sie beleidigt und bedroht. Schließlich erstattet die junge Frau Anzeige gegen ihren ältesten Bruder. Die junge Frau fühlt sich zu Hause nicht mehr sicher und zieht mit ihrem Kind zu einer Freundin. Parallel versucht die Familie eine Frau für den späteren Mörder, den Bruder zu finden. In nur wenige Wochen schaffen sie es, die junge Türkin Melek (Evin) zu einer strengen Muslima zu erziehen. Sie wird Teil des Plans, den kleinen Jungen von Hatun nach ihrem Tod zu übernehmen und zu betreuen. Dann geschieht der Mord.
21.08.
Pina
Filmische Hommage des Regisseurs Wim Wenders an die im Sommer 2009 verstorbene Choreographin Pina Bausch – inszeniert in 3D, einer Filmtechnik, die Wenders als essentiell betrachtet, um die mitreißenden Choreografien angemessen auf die Leinwand zu bringen. Bausch und Wenders verband eine mehr als 20 Jahre währende Freundschaft. Schon lange hatten sie die Idee, gemeinsam einen Tanzfilm zu drehen. In „Pina“ halten Wenders und das Ensemble des Tanztheaters Wuppertal (Bauschs langjährige Wirkungsstätte) die noch gemeinsam mit Bausch ausgesuchten Choreographien „Le Sacre du Printemps“, „Vollmond“, „Café Müller“ und „Kontakthof“ filmisch fest. Zwischen den in und um Wuppertal realisierten Tanzszenen zeigt der Film sparsam eingesetzte Bilder und Tondokumente aus Pina Bauschs Leben.
22.8. 15 Uhr
Kinderüberraschungsfilm

22.08.
Die Polizistin

Ausgerechnet in den Rostocker Problembezirk Lütten-Klein verschlägt es die junge Polizistin Anne nach ihrer Ausbildung in Berlin. Doch die Ostsee ist nah und die Hoffnung auf einen beruflichen und privaten Neuanfang groß. „Ich habe gerne mit Menschen zu tun. Etwas Solides, dachte ich“, antwortet sie auf die Frage des Dienststellenleiters, warum sie Polizisten geworden sei.
Als Anne den 10jährigen Benny trifft, der in seinem familiären Umfeld keinen Halt findet, beschließt sie, sich um ihn zu kümmern. Dabei lernt sie Bennys leiblichen Vater Jegor kennen, einen russischen Kleinkriminellen, zu dem sie sich auf eigenartige Weise hingezogen fühlt. Doch der Spagat zwischen persönlicher Anteilnahme und beruflichen Pflichten, zwischen Abwehr und Offenheit fällt Anne zusehends schwerer. Als Jegor verzweifelt versucht, Geld für Bennys Klassenreise aufzutreiben, geraten die Ereignisse außer Kontrolle. Anne muß sich entscheiden.
Ein Film von Andreas Dresen.
23.08.
Erster Verlust
1942 wird der Bauer Heinrich Marten zur Wehrmacht eingezogen. Auf dem Hof bleiben seine Frau Kathrin und seine Schwester Frieda zurück. Da sie die Arbeit alleine nicht bewältigen können, wird ihnen der russische Kriegsgefangene Alexej zugeteilt. Die beiden Frauen müssen den ausgezehrten Häftling allerdings erst wieder auf die Beine bringen. Kathrin und Alexej entwickeln Gefühle füreinander, doch ihre Annäherung ist verhängnisvoll: Als sie sich in einem Schuppen umarmen, werden sie von einem Soldaten beobachtet. Der fliehende Alexej wird von den Nazis gestellt.
Einer der letzten Filme der DEFA, der nur noch selten in den Kinos gezeigt wird, basiert auf der Erzählung „Die Frau am Pranger“ von Brigitte Reimann
24.08.
Astrid
Für Astrid und ihre Geschwister ist es ein Glück, auf dem Pfarrbauernhof ihrer Eltern in Vimmerby aufzuwachsen. Obwohl strenge, religiöse Werte den Tagesablauf bestimmen, vermitteln ihnen Mutter Hanna und Vater Samuel doch immer auch Geborgenheit und einen Sinn für Freiheit. Sie ermöglichen Astrid, eine weiterführende Schule zu besuchen, die eigentlich nur reichen Bürgerkindern vorbehalten ist, und sie stellen sich der 18-Jährigen auch nicht in den Weg, als der Eigentümer der Ortszeitung ihr eine Stelle als Volontärin in der Redaktion anbietet. Reinhold Blomberg bringt ihr nicht nur bei, Korrektur zu lesen und Texte zu schreiben, er verliebt sich auch in sie. Als sie schwanger wird, fasst Astrid einen folgenreichen Entschluss: Sie lehnt es ab, ihn zu heiraten, und will allein für sich und ihren Sohn Lasse sorgen.
In ihrem Film über die Jugendjahre der Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907–2002) porträtiert Pernille Fischer Christensen eine starke, unabhängige junge Frau, die gesellschaftliche Normen aufbricht und sich schwierigen Entscheidungen mutig stellt. Alba August charakterisiert ihre Astrid als wild und zugleich nachdenklich, verantwortungsvoll und im Kampf mit den eigenen Schuldgefühlen.
25.08.
3 Tage in Quiberon
Robert Lebecks Bilder von Romy Schneider gingen um die Welt. Sie fangen das widersprüchliche Wesen der Schauspielerin ein, ihre Ausgelassenheit, ihre Melancholie, ihren Schmerz. Lebeck machte auch die Fotos für das legendäre Interview, das Romy Schneider 1981 in Quiberon dem „Stern“-Reporter Michael Jürgs trotz schlechter Erfahrungen mit der deutschen Presse gab. In den bretonischen Kurort hatte sie sich zur Erholung zurückgezogen. Ihre langjährige Freundin Hilde leistete ihr Gesellschaft. Das Interview und die Schwarz-Weiß-Fotos sind die Grundlage für einen Spielfilm, der die besondere Atmosphäre jener Tage einfängt, in denen sich Romy Schneider bis zur Schmerzgrenze öffnet. Je mehr die Schauspielerin von sich zeigt, der Mensch hinter dem Star zum Vorschein kommt, desto mehr Bewegung kommt in das Quartett. Hilde möchte die Freundin vor sich selbst schützen, die mit entwaffnender Ehrlichkeit den zynischen Reporter aus der Reserve lockt. Lebeck entdeckt bei seinen Sessions die vielen Gesichter der Romy Schneider noch einmal neu. Es entsteht das vielschichtige Porträt einer mitreißenden Schauspielerin und Frau, die schonungslos alles gibt und sich dennoch nur selten gesehen und wahrgenommen fühlt.
26.08.
Die Unberührbare
Basierend auf dem Leben seiner Mutter, der Schriftstellerin Gisela Elsner, erzählt Oskar Roehler in „Die Unberührbare“ von den letzten Monaten im Leben einer Schriftstellerin namens Hanna Flanders. Schon lange hat die einst idealistische Autorin ihre große Zeit hinter sich. Es ist Herbst 1989, und mit dem Fall der Mauer bricht für die „linke“ Autorin eine persönliche Welt zusammen. Die vom Leben gezeichnete, vereinsamte Frau zieht von München nach Berlin, um „neu anzufangen“. Die Begegnungen mit alten Freunden und Kollegen aus der ehemaligen DDR werden für Hanna jedoch zu schmerzvoll-ernüchternden Erfahrungen – niemand scheint sich mehr für die alten Ideale zu interessieren. Desillusioniert und finanziell ruiniert, kehrt sie nach München zurück. Schließlich sieht sie nur noch einen Weg, um ihren Depressionen und Ängsten zu entfliehen.
27.08.
#female pleasure
Dokumentarfilm über fünf Frauen aus fünf verschiedenen Kulturkreisen und Religionen, die sich auf unterschiedliche Weise für die sexuelle Freiheit von Frauen und gegen die Dämonisierung und Unterdrückung der weiblichen Sexualität einsetzen. Damit verbunden legt der Film die generellen Mechanismen der Unterdrückung von Frauen offen, die bis heute in allen Teilen der Welt Anwendung finden. Zu Wort kommen die New Yorker Jüdin Deborah Feldman, die einer Zwangsehe ausgesetzt war und in ihrem Bestseller „Unorthodox“ über die brutalen, repressiven Haltungen des ultraorthodoxen Judentums berichtet; die hinduistische Inderin Vithika Yadav, die mit „Love Matters“ die erste indische Sexualaufklärungsplattform gründete; die aus Somalia stammende Muslima Leyla Hussein, die gegen Kinderehen und die als „Beschneidung“ verbrämte Genitalverstümmelung von Mädchen kämpft; die deutsche Katholikin Doris Wagner, die als Klosterschülerin sexuell missbraucht wurde, und in ihren Büchern die Doppelmoral und die sexuellen Übergriffe in der katholischen Kirche anprangert; und die japanische Manga- und Aktionskünstlerin Rokudenashiko, die für die Darstellung einer Vagina wegen „Obszönität“ angeklagt wurde, sich dagegen jedoch durch alle Instanzen verteidigt. Alle fünf Frauen sind wegen ihres Engagements Diffamierungen, Verfolgung und sogar Todesdrohungen ausgesetzt. Trotzdem lassen sie sich nicht einschüchtern.
28.08.
Die Frau die vorausgeht
Die unabhängige Witwe und Malerin CATHERINE WELDON entscheidet sich, von New York in den Wilden Westen zu reisen, um dort die letzten Indianer zu zeichnen. Doch der Verwalter McLaughlin und auch der Regierungsbeamte Groves setzen alles daran, das zu verhindern, da sie glauben, dass Catherine eine Aktivistin für die Indianerrechte ist. Doch die lässt sich nicht aufhalten und bittet den berühmten Häuptling SITTING BULL, ihn zeichnen zu dürfen. Sitting Bull sagt zu, wenn er tausend Dollar dafür bekommt. Diese nimmt er später, um Nahrung für sein Volk zu kaufen. Zwischen Sitting Bull und Catherine entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und auch große Liebe. Sie hilft Sitting Bull sein Volk davon zu überzeugen, nicht einen rücksichtslosen neuen Vertrag zu unterschreiben, der den Sioux ihr Land raubt. Doch damit wird auch sie Teil einer schrecklichen Entwicklung. Der rachsüchtige General CROOK nimmt die Ablehnung des Angebots der Sioux zum Vorwand (man unterstellt, dass die Indianer einen neuen Aufstand planen) um die Ermordung Sitting Bulls anzuzetteln und ebenso das berüchtigte Massaker am Wounded Knee. Catherines berühmtes Portrait von Sitting Bull trägt dazu bei, dass der kluge und großartige Häuptling nicht in Vergessenheit gerät.
03.09.
Kleine Germanen

Auf eindrucksvolle und klug reflektierte Weise erzählt der Dokumentarfilm von Kindern und Jugendlichen, die in einem rechten, neonazistischen Umfeld aufwachsen.
In offenen Interviews erzählen sie von ihrer eigenen Kindheit und von ihrer jetzigen Position als Eltern, die ihren Kindern Werte vermitteln wollen. Um all die verschiedenen Schicksale, die sie in der Recherche aufgegriffen haben, deutlich zu machen, wählen sie eine animierte Geschichte, die das Schicksal von Elsa verdeutlicht. Die Filmemacher halten sich in ihrer Kommentierung zurück, lassen die Äußerungen stehen und nehmen den Zuschauer ernst in seinem eigenen Urteilsvermögen. Gleichzeitig wird durch die sehr kluge Montage, die erläuternden Expertenstandpunkte und die immer bedrückender werdende Geschichte Elsas auch die kritische Haltung der Autoren deutlich. Ein kluger, reflektierter und gerade in der heutigen Zeit immens wichtiger Film.
10.09.
Die perfekte Kandidatin

Weil sie in dem Krankenhaus, in dem sie als Ärztin arbeitet, von den männlichen Patienten einfach nicht akzeptiert wird, will Maryam die Klinik verlassen und sich in Dubai in einem größeren Krankenhaus bewerben. Doch am Flughafen muss Maryam feststellen, dass ihr Vater ihre Reiseerlaubnis, ohne die Frauen in Saudi-Arabien nicht reisen dürfen, nicht verlängert hat. Wütend marschiert Maryam ins Rathaus zu ihrem Cousin, den sie darum bitten möchte, das Dokument zu verlängern. Durch ein Missverständnis jedoch füllt Maryam eine Bewerbung als Gemeinderätin aus. Und befindet sich, ob sie es will oder nicht, ab sofort im Wahlkampf. Schon mit ihrem ersten Film DAS MÄDCHEN WAJDJA stellte die Regisseurin Haifaa Al-Mansour unter Beweis, mit welcher Kraft und großer Sensibilität sie ihre Geschichten starker Mädchen und Frauen erzählen kann. Und genau das gelingt ihr auch mit DIE PERFEKTE KANDIDATIN. Dabei bringt der Film dem Zuschauer eine fremde Kultur näher und zeigt diese in all ihren Schattierungen, ohne jegliche Schwarz/Weiß-Malerei. Al-Mansour zeigt, wie sehr die Frauen unterdrückt werden in einem System, das sich nur schwer lösen kann von all den Traditionen und Glaubensvorgaben. Doch es zeigt auch, dass es Möglichkeiten gibt, diese verkrusteten Strukturen aufzubrechen. Das alles macht der Film auf ruhige unaufgeregte Art, das Spiel der Darsteller ist natürlich, authentisch und das Drehbuch lässt bei aller Schwere des Konflikts auch Raum für feine Humornuancen. DIE PERFEKTE KANDIDATIN liefert auf sensible, aber doch eindrückliche Art einen spannenden, vielschichtigen Blick in eine fremde Kultur.
17.09.
Die schönste Zeit unseres Lebens

Victor fühlt sich alt. Immer weniger findet er sich in dieser schnelllebigen digitalen Welt mit den sozialen Netzwerken und den automatisierten Vorgängen zurecht. Eines Tages ist seine Frau Marianne so sehr genervt von den ewigen Nörgeleien, dass sie ihn aus der gemeinsamen Wohnung wirft. In seiner Verzweiflung greift er zu einem Gutschein, den sein Sohn ihm geschenkt hat. Dessen bester Freund Antoine erfüllt Menschen Herzenswünsche, indem er sie in eine Zeit ihrer Wahl zurückschickt.
Die Ausgangsidee der französischen Komödie könnte irrwitziger nicht sein. Immer wieder jedoch kehrt der Film zu seinem Kern zurück und erzählt eine warmherzige, authentische und inspirierende Geschichte über die Liebe und das Älterwerden. Die Ambivalenz der Emotionen macht alle Figuren authentisch und lebensecht. Der Film erzählt seine Geschichte romantisch, skurril, berührend und komisch. Französisches Kino zum Verlieben.
24.09.
Swimming with men

In Erics (Rob Brydon) Leben läuft irgendwie nichts mehr rund. Während seine Frau in der Lokalpolitik Karriere macht und ihren in der Midlife-Crisis steckenden Gatten zunehmend für einen Waschlappen hält, langweilt sich Eric in seinem Job als Buchhalter und auch zu seinem pubertierenden Sohn findet er keinen Draht mehr. Zu seiner eingefahrenen Routine gehören auch die allabendlichen Besuche im Schwimmbad, um monoton seine Bahnen zu ziehen, doch an einem Abend entdeckt er etwas Merkwürdiges: Eine Gruppe Männer übt Synchronschwimmen und hat jede Menge Spaß dabei! Spaß, der in Erics Leben gerade völlig fehlt, und so entschließt er sich kurzerhand, bei der Truppe mitzumachen. Bald schon entwickelt er ungeahnten Ehrgeiz und neues Selbstvertrauen, und während sich das Team auf die Wasserballett-Weltmeisterschaft vorbereitet, beginnt auch seine Familie, die positive Veränderung an Eric zu bemerken…
26.09. 15 Uhr
Kinderüberraschungsfilm

01.10.
Wir alle. Das Dorf

Mitten im Wendland gründen Menschen ein Dorf. Für hundert Alte, hundert Geflüchtete und hundert Junge soll ein neues Zuhause entstehen. Es ist ein riesiges Sozialexperiment, ein Mammutprojekt, ein bürokratischer Hindernisparcours, ein idealisietes Utopia – getragen und ersponnen von besonderen Protagonist*innen. Das Dorf kann ein Prototyp für europäisches Leben auf dem Land werden – oder eine ökologische Senioren-Siedlung. Alles ist möglich.
Anschließend Filmgespräch.
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